Bernhard Höke
Notizen zu einem Schaustück" Ereignisse
mit Schläuchen und Rohren".
Zu der Theaterveranstaltung wird einge-
laden. (Einladung: weißer Siebdruck auf
schwarzem dünnwandigen Kunststoffrohr-
abschnitt 8cm Länge 20cm)
Die abgabe eines Schlauch- oder Rohr-
stückes (Material und Abmessungen be-
liebig) an der Kasse, berechtigt zum
Kauf einer Eintrittskarte.
Aus allen Fenstern des Theaters hängen
hellgraue flexible Kunststoffrohre ver-
schiedener Länge. (plastiroll 131mm)
Das Theater kann ausschließlich durch
Tunnelrohre (Eiprofil Höhe 1, 55m) be-
treten werden.
Über alle Stuhlreihen ist ein zunächst
flacher Klarsicht schlauch (aus starker
Folie) ausgerollt. Während der Ereignisse
wird durch dieses Schlauchsystem (an
verschiedenen Punkten) Warmluft gepumpt,
sodaß alle Sitzplatzinhaber 10 bis 15cm
angehoben werden.
Im Orchesterraum sind Instrumente für
die "Rohrmusik" aufgebaut. Kunststoff-
rohre ( von 10 bis 100cm) horizontal
auf Gabelstelzen liegend (in Richtung
Publikum), dahinter Sprecher und Chor.
Als Blasinstrumente verschieden starke
und lange Bambus rohre. Schlaginstrumente,
Metallröhren (Länge und Durchmesser
variabel) werden mit weichem Pauken-
schlegel, bzw. harten Trommelstöcken
angeschlagen. Verschieden hoch mit
Wasser gefüllte Glasrohre werden am
Rand mit Violinenbogen angestrichen.
Auf jedem der drei Ränge stehen drei
transportable Industriehallen-Heißluft-
heizgeräte. Die Heißluft wird in hauch-
dünne silbrige Folienschläuche (30cm)
geblasen. Die Schläuche sind am Ende
bis auf eine kleine Öffnung zugeschweißt.
Sie reichen schwebend flatternd 20 bis
30m in den Raum.
Die Bühne ist mit einer Eisenplatte zu-
gestellt, in die in gleichmäßigen Abständen
(10cm lange) Metallröhrchen eingelassen
sind. Die Anzahl der ins Publikum zeigenden
Röhrchen entspricht der Zahl der Sitzplätze
des Theaters. (Auf diese "Rohr-Dornen"
werden die von den Theaterbesuchern mit-
gebrachten Schlauchabschnitte - der Sitz-
ordnung entsprechend- aufgesteckt. Ein
Bühnenarbeiter befestigt -bis zum zeit:
lich festgelegten Beginn- die zuletzt ein-
gegangenen Rohrstücke.)
Scheinwerfer. Wasser tropft oder rinnt.
aus allen ummantelten Röhrchen-Mündungen.
Abrupt abgelöst von Feuerstößen, begleitet
von einem explosionsartigen Knall (siehe
Montage-Anweisung) Rohr-und Schlauchenden
verformen sich sichtbar (Hitze einwirkung)
Eisenwand mit Schlauchabschnitten der
Theaterbesucher nach rechts ab.
Punkt scheinwerfer Bühnenmitte. Vorhang auf.
Stellungsbild auf großem weißen Treppen-
sockel "DIE LAOKOON-GRUPPE". Die
drei männlichen Akte sind von Kopf bis
Fuß geweißt (wie Gipskopie). Statt der
Schlangen rote, flexible Plastikschläuche
in originalgetreuer Anordnung. (30sek.)
Scheinwerfer aus Vorhang.
Ein flacher Schlauch (Klarsichtfolie 150cm)
wird wie ein Teppich im Mittelgang des Par-
ketts (unter dem geschlossenen Vorhang hin-
durch) bis auf die Bühne ausgerollt. Am Ein-
gang beginnend, füllt sich der Schlauch lang-
sam mit Luft.
Ein Mann in silberner Kosmonauten-Aus-
rüstung läuft gebückt durch die auf gel
Plastikhülle, auf die geschlossene Bühne.
Der Schlauch fällt zusammen, zwei Bühnen-
arbeiter rollen ihn auf eine Stange und ent-
fernen sich
Vorhang auf (langsam)
Ein zunächst flacher Klarsicht folienschlauch
(30cm läuft unterstützt von hohen Krücken-
Gabeln von links nach rechts über die Bühne
(leicht durchhängend, ohne sichtbare Enden).
Dahinter eine ultraviolette Licht-Röhre.
Durchgepumptes Wasser strafft den Schlauch
Nach einer Minute färbt sich das Wasser
fluoreszierend lebhaft hellgrün.
Darauf folgt eine klare Flüssigkeit mit
weißen Flocken.
Ultraviolette Röhre aus. (10sek. völlige
Dunkelheit) UV-Licht an. In den Gabelstützen
liegt jetzt eine Plexiglas-Rinne. In dieser
Rinne wird eine Tiefgefrier-Hähnchen an
Hähnchen-Kette, schrumpfschlauchverpackt,
langsam von rechts nach links gezogen.
Vorhang. Licht. Scheinwerfer.
"FEUERWEHRÜBUNG" Feuerwehrleute
spritzen vom dritten Rang gezielt in einen
Trichter (Ø 150cm) der von Feuer wehr-
männern im Parkett gehalten wird. (Trichter
mit ableitendem Rohranschluss)
Vorhang auf, rotes Licht. Große rote, prall
aufgepumpte Schläuche (für Lastwagen-und
Treckerbereifung) rollen von links nach
rechts über die Bühne.
Vorhang.
Eine "Endloskette" Wiener Würstchen, alle
zwei Meter von Schlachterlehrlingen in die
Höhe gehoben, wird durch den Mittelgang
gespannt. Vorhang auf. In der Mitte der
Bühne steht ein Großküchen-Kessel mit
kochendem Wasser. Die Wurstkette wird auf
die Bühne gereicht und in den Kessel eingelegt.
Nach vier Minuten schwärmen die Schlachter
aus, um die heißen Würstchen zu verteilen.
(1 St. pro Kopf)
Vorhang.
Hinter dem Vorhang Geräusche einer Fräß-
maschine. Vorhang auf. Auf der Bühne ent-
wickeln sich große Staubwolken. Ein Arbeiter
fräßt. Eine monströse Exhaustor-Absaug-
anlage, mit großen grauen Rohren, wird auf-
gefahren. In kurzer Zeit ist der we Staub
abgesaugt. Von rechts und links treten zwei
bekannte Mitglieder des Opern-Ensembles
auf und singen: "Auch bei diesem Exhaustor
haben sich Kunststoffrohre bestens bewährt".
Vorhang.
Ende des 1. Aktes.
Im Foyer ist ein dichter Rohr-Wald von
mannshohen Spiralfedern ( 5-30cm) mit
Schaumstoff-und Gummischlauchrohren
ummantelt, aufgestellt. (Die elastischen Rohre
sind auf 1m x 1m große, starke Eisenplatten
geschraubt.)